Wenn aus Gästen Freunde werden
Besuch einer Anicher Delegation zum Bobinger Volksfest
Städte- und Gemeindepartnerschaften sind das Fundament gelebter europäischer Integration, eines Europas der Bürger, des kulturellen Austauschs und des friedlichen Miteinanders vor Ort. Sie ermöglichen es, neue internationale Freundschaften zu knüpfen, Sprachkenntnisse zu verbessern, die Schönheit anderer Kulturen zu entdecken, Toleranz und Empathie für andere Kulturen zu fördern und den eigenen Horizont zu erweitern. Eine Städtepartnerschaft kann aber nicht funktionieren, wenn sie nur auf dem Papier und auf der Ebene der städtischen Vertreter existiert. Nur eine regelmäßige, anlassunabhängige und ungezwungene Begegnung von Menschen aus ganz Europa stärkt das „Wir-Gefühl“ und stiftet einen gemeinsamen Bürgersinn.
Bobingen und seine Partnerstadt Aniche zeigen seit geraumer Zeit auf vorbildlichste Weise, wie heute eine gelebte Städtepartnerschaft ausgebaut und aufgefrischt werden kann. Waren es von Beginn der Städtepartnerschaft Bobingen-Aniche 1969 bis zur Pandemie neben dem Besuch städtischer Delegationen vor allem gegenseitige Schülerbesuche und gemeinschaftliche Fußballturniere, die die Partnerschaft maßgeblich prägten, hat sich im Lauf der letzten Jahre und Dank des Engagements der diesjährigen Kulturpreisträgerin Barbara Falkenhein der internationale Austausch stark intensiviert und auf andere Bereiche ausgeweitet.
Nicht nur offizielle Delegationen suchen mittlerweile den kulturellen, soziokulturellen, sportlichen und politischen Dialog, es vernetzen sich auch immer mehr Vereine zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch: Im Mai dieses Jahres besuchte eine Anicher Boule-Gruppe unsere schwäbische Heimatstadt zum gemeinsamen Spiel im Singoldpark. Im Juni reiste eine Bobinger Delegation zum Gegenbesuch nach Frankreich, um im direkten Gespräch weitere gemeinschaftliche Projekte voranzutreiben, die Region zu erkunden, Freundschaften zu intensivieren und am Grab der kürzlich verstorbenen politischen Freunde Michel Meurdesoif und Yves Condevaux persönlich Abschied zu nehmen.

Am ersten Juliwochenende wiederum machte sich eine fünfköpfige Künstlergruppe aus Aniche auf den Weg nach Bobingen, um Land und Leute kennenzulernen, Kontakte zu regionalen Kulturschaffenden zu knüpfen und neue Gemeinschaftsaktionen zu planen. Mit im Gepäck hatten sie über 40 Kunstwerke von Anicher Kunstschaffenden für die erste deutsch-französisch Ausstellung im Bobinger Rathaus.
Zum 75-jährigen Jubiläum des Bobinger Volksfestes im August reisten unlängst aus Aniche neben einer offiziellen Delegation, darunter Erste Bürgermeister Xavier Bartoszek mit Familie sowie seine Stellvertreterin Catherine Leriche (4. von rechts), auch Mitglieder des Kopierre-Vereins an.

Mit der erst wenige Monate alten, bezaubernden kleinen Tochter Rose und dem wissbegierigen dreijährigen Sohn Gabriel, die beide binnen weniger Sekunden bereits den Weg in die Herzen des Bobinger Bürgermeister-Ehepaares gefunden hatten, kann Bobingen die beiden jüngsten Gäste im Rahmen der deutsch-französischen Städtepartnerschaft verzeichnen. Auch wenn die Sprachbarriere groß war, beim gemeinsamen Fussballspiel, Herumtoben, Kartenhäuschenbauen oder bei Naturbeobachtungen war innerhalb kürzester Zeit das Eis gebrochen und familiäre Bande wurden zwischen Groß und Klein geknüpft.
Nicht nur die Stimmung zwischen Gästen und Gastgeber war herzlich und heiter. Ganz Bayern präsentierte sich an diesen Tagen wettertechnisch von seiner besten Seite, tagtäglich weiß-blauer Himmel, Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Ein perfektes Wetter, um gemeinsam mit Freunden Land und Leute zu erkunden!

Mit im Gepäck hatten die französischen Gäste die über 6 Meter große Figur des Tamburmajors Kopierre, der den Festzug zur Eröffnung unseres 75. Volksfestes mit anführte. Das Ausflugsprogramm Anicher Besucher war bunt gemischt, offizielle Termine und unbeschwerte Ausflüge in die Region wechselten sich ab. So gab es einen bayerischen Abend bei Leberkäse und Kartoffelsalat in der Mittleren Mühle, allabendliche Volksfestbesuche, eine Stadtführung zum Augsburger Friedensfest, Mittag- und Abendessen in traditionell bayerischen Biergärten, eine Schiffsrundfahrt auf dem Ammersee mit Halt und Einkehr in Herrsching, einen gemeinschaftlichen Kirchgang der beiden Stadtoberhäupter am Laurentiustag wie auch einen kleinen Stadtspaziergang durch Bobingen, angeführt von Bobingens Bürgermeister Klaus Förster mit Ehefrau Susanne.


Auch am Laurentiusmarkt war Aniche vertreten und präsentierte u.a. die kulinarische Vielfalt Frankreichs. Am Anicher Stand gab es neben französischem Gebäck, Käse und „Kobiere“, dem Anicher Kopierre-Bier auch zahlreiche Kopierre-Souvenirs.