Zeitreise

Die Besitzgeschichte der Mittleren Mühle

Mittlere Mühle, historisch, Bau

Eine kleine Zeitreise durch die Besitzgeschichte der Mittleren Mühle

Die Mittlere Mühle ist bereits im Jahr 1427 als Besitz der Ritter von Knöringen erwähnt, die das Mühlrecht als Lehen des Hochstifts Augsburg, also des Bischofs von Augsburg, erhalten hatten, der bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Grundherr der Mühle war. Der erste bekannte Müller war um 1476 Hans Müller.

Bis zum Jahr 1502 lag das Lehen der Mittleren Mühle nun in den Händen von Rittern wie der vom Stein zu Klingenstein, der von Benzenau zu Kemnat, der von Freiberg oder von Fraunberg zu Haydenburg. Ab 1502 wurde das Lehen an wohlhabende Augsburger Patrizier vergeben, an die Schellenberg, die Herwart, die Ravenspurger und die Neidhart. Sie wiederum setzten Müller für den Mühlbetrieb ein.

Nachdem den Müllern mit dem Rohstoff Getreide ein wertvolles Gut zur Bearbeitung übergeben wurde, versuchten Mühlordnungen die Getreideverarbeitung genau zu regeln. Im Jahr 1563 erließ Bischof Otto Truchseß von Waldburg beispielsweise eine Mühlenordnung, die vor allem die technischen Anforderungen an eine Mühle betraf: „Zum ersten soll sich ein jeder Miller befleißen, das er ein gueten geenden Zeug hab, alß nemblich guete Röder [Mühlräder] vßen vnnd Innen, auch guete scharpfe stein [Mühlsteine], die fleißig vnnd woll abgedreet seind, vnnd die vnndern Stain uff das nehist zusamen gesetzt. (...)" (aus: Pötzl, Walter (Hg.): Bauern, Handwerker, Arbeiter. Beiträge zur Wirtschafts-, Sozial- und Bildungsgeschichte. Augsburg 2001. S. 109).

Um 1583 kaufte die evangelische St.-Jakobs-Pfründe, seit 1348 ein Augsburger Pilger-, Armen- und Altenspital, die Bobinger Mühle. Die jeweiligen Pächter der Mittelmühle hatten neben Getreideabgaben jährlich 2 Schweine oder 2 Gulden an das Spital zu entrichten (1685).

Aus den Steuerbüchern von 1667 geht hervor, dass die Bobinger Müller im Hinblick auf ihr Vermögen zur dörflichen Oberschicht gehörten. So besaß der Mittelmüller Johann Müller in diesem Jahr 1210 Gulden. Laut Steuerregister gehörte 1667 zur Mittleren Mühle eine Bäckerei sowie 7 Tagwerk Wiesen, 2 Rösser, 3 Kühe, 2 Jungvieh, Ackerflächen und ¼ Hofstatt.

1685 erfolgte ein Rückkauf der Güter der St.-Jakobs-Pfründe durch das Hochstift Augsburg, das die Mittlere Mühle durch verschiedene Müller betreiben ließ. Ein Jahrhundert später, um 1784, erbaute der damalige Besitzer Freiherr Johann Adam von Herresdorf die Mühle von Grund auf neu. Teile der heutigen Bausubstanz, u.a. der barocke Dachstuhl, reichen bis in diese Zeit zurück.

Das Jahr 1786 markierte den Beginn der fast 200 Jahre währenden Müller-Tradition der Familie Egger: Der aus Reinhartshausen stammende und in Bobingen mit Afra Hartmann verheiratete Bauer Josef Egger sen. kaufte die Mühle um 5000 Gulden von Freiherrn von Herresdorf. 1790 legte er gegen den Widerstand des Untermüllers Altheimer eine neue Sägemühle an, bevor er sie zusammen mit der Mühle, die aus 2 Mahlgängen, einem Brech- und einem Gerbgang bestand, 1797 an seinen Sohn Josef Egger jun. übergab.

Josef Egger jun. übereignete im Januar 1843 die Mittelmühle und die zugehörigen Besitzungen an seinen zweitjüngsten Sohn Johann Nepomuk, welcher sie wiederum 1887 an seinen Sohn Johann Nepomuk vererbte. Jener hatte privat einige Schicksalsschläge zu verkraften: Von seinen 13 Kindern lebten nur vier länger, drei kleine Kinder starben Ende August 1894 innerhalb von drei Tagen an Krupp. Der auch im Bobinger Gemeinderat engagierte Johann Egger erweiterte 1907 das Mühlengebäude auf der Nordseite ebenso wie die technische Einrichtung der Mühle und ersetzte das Wasserrad der Mühle durch eine moderne, immer noch bestehende Francis-Schachtturbine. Erhaltene Pläne von 1907 liefern uns heute ein anschauliches Bild der Umgestaltungsmaßnahmen.

Am Morgen des 29. Juli 1919 brannte der Kamin der Mühle, und ein Jahr später, am 30. Oktober 1920, brannte die Sägemühle komplett nieder und musste wieder aufgebaut werden.

Mittlere Mühle, Egger Karl

1923 übernahm Karl Egger als Nachfolger seines Vaters die Mühle. Er heiratete im selben Jahr Anna Stuhler aus Dietkirch, 1926 kam der einzige Sohn Karl zur Welt. Im August 1927 traf abermals ein Brand die Mittelmühle: Das Ökonomiegebäude mit Pferde-, Vieh- und Schweineställen, Stadel und die Mühlradhütte brannten komplett nieder und verursachten einen Gesamtschaden von rund 30.000 Reichsmark. Das Ökonomiegebäude wurde wieder aufgebaut. Karl Egger verstarb 1930 mit nur 34 Jahren.

Mittlere Mühle, Grotz Anna & Johann

Seine Witwe Anna heiratete 1931 in Altötting den Schwabegger Müller Johann Grotz, der nun Müller der Mittleren Mühle wurde.  Das Ehepaar blieb kinderlos. Um 1950 übernahm Anna Grotz zusammen mit ihrem Sohn Karl aus erster Ehe die Führung der Mühle und des Sägewerks (Firma Grotz & Egger).

Im Zusammenhang mit dem allgemeinen Mühlensterben wurde die Mittlere Mühle am 1. Oktober 1970 stillgelegt. Nach dem Tod ihres Sohnes Karl 1973 war Anna Grotz alleinige Besitzerin der nun stillgelegten Mühle und der zugehörigen Ländereien. Sie stiftete 1980 der Stadtpfarrei St. Felizitas eine Pietà und spendete einen hohen Geldbetrag für die Renovierung des Kirchturms der Stadtpfarrkirche. Anna Grotz verstarb am 17. Oktober 1982 im Alter von 86 Jahren. Bis zum Kauf durch die Stadt Bobingen 1993 wurde der gesamte Besitz von einer Erbengemeinschaft verwaltet.